| Warum
lassen Frauen silberne Tabletts mit Lampen kreisen?
Diese
Geste kann in zwei Situationen angewendet werden: man ehrt damit eine
Gottheit oder einen Gast. In der so genannten „aarti“-Zeremonie bietet
die Dame des Hauses einer Gottheit auf einem Tablett Süßigkeiten dar.
Nach einigen Kreisbewegungen um das Gesicht der Statue werden die
Naschereien gegessen. Was sehr praktisch ist, denn schließlich sind die
Süßigkeiten jetzt geheiligt. Wenn man dieselben Handlungen vor dem
Gesicht eines Menschen vollzieht, ehrt man ihn und gibt ihn die
Stellung einer Gottheit. So wie Megha Shankar (Aishwarya Rai) dies bei
ihrem Vater, dem College-Direktor Narayan Shankar (Amitabh Bachchan) in
„Denn meine Liebe ist unsterblich“ tut.
Warum berühren
manche Darsteller die Füße des anderen?Sich
vor jemandem zu verbeugen und dabei dessen Füße zu berühren ist ein
Zeichen von außerordentlichem Respekt. Die Füße gelten nämlich als das
unreinste Körperteil und durch die Verbeugung zeigt man der anderen
Person, dass man selbst diese Stelle zu würdigen weiß. Oft wird die
Hand, die zuerst an den Füßen des Anderen war, nach der Verbeugung noch
ans Herz geführt. Im Gegenzug zu dieser Demutsgeste erteilt die meist
ältere und höhergestellte Person ihren Segen. Wenn letztgenannte
allerdings die Fußberührung nicht möchte, stoppt sie die andere Person
bereits vor dem Berühren der Füße
Warum tragen Frauen einen roten
Strich auf dem Mittelscheitel?
Andere
Länder andere Sitten: Während hierzulande ein Ring am Finger einer Frau
signalisiert, dass sie verheiratet ist, tragen in Indien gerade frisch
vermählte Bräute einen breiten, roten Strich auf dem Mittelscheitel.
Ihr Ehemann hat den roten Strich als Abschluss der Hochzeitszeremonie
aufgemalt. Doch, warum muss es gerade ein roter Strich sein? Zum einen
ist rot eine heilige Farbe in Indien. Außerdem wird der leuchtende
Kopfschmuck mit einer Substanz aufgetragen, die „Sindur“ oder auch
„Vermillion“ heißt und bei vielen rituellen Handlungen auch jenseits
der hinduistischen Hochzeitszeremonie verwendet wird. Über den Ursprung
dieses Brauches bei einer Hochzeit gibt es verschiedene Theorien. Eine
davon besagt, dass das rote „Sindur“ die Vermischung des Blutes von
Braut und Bräutigam symbolisiert.
Wieso küssen sich die Darsteller nie?
Endlich
hält der Mann seine lang und heiß ersehnte Herzensdame in den Armen.
Gespannt richtet sich der Zuschauer im Fernsehsessel auf. Das Filmpaar
bewegt sich zu schmachtender Musik im Takt und blickt sich tief in die
Augen. Ein erwartungsvolles Lächeln huscht über das Gesicht im
Wohnzimmerstuhl. Versonnen streicht der schmachtende Mann seiner
Angebeteten vielleicht noch eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann
endlich nähern sich die Gesichter des Filmliebespaares und …. Schnitt!
Enttäuscht
sinkt der aufmerksame Betrachter in sich zusammen und stellt sich die
Frage: Warum küssen sich indische Filmpaare nie? Die Antwort ist
relativ einfach, aber angesichts der herzergreifend dargestellten
Romantik in Bollywood-Filmen irgendwie ernüchternd: Wer in Indien mit
einem Film kommerziellen Erfolg haben will, muss auf die moralischen
Befindlichkeiten verschiedener Religions- und Bevölkerungsgruppen
Rücksicht nehmen. Bevor nämlich ein neuer Blockbuster in die Kinos
kommen darf, erhält er von der Zensurbehörde eine Altersfreigabe. Und
da religiöse Hindus, Sikhs oder Moslems es gar nicht gerne sehen, wenn
sich selbst Verheiratete in der Öffentlichkeit küssen, erhalten solche
Szenen entsprechend hohe Ratings. Wer sie umgehen will, deutet
Kussszenen nur an. Versöhnt richtet sich der Zuschauer wieder im
Fernsehsessel auf und guckt gespannt weiter …
Welche Feste werden in den Filmen
eigentlich immer gefeiert?
Ausgelassene
Menschen, die sich mit Farbpulver bewerfen oder festlich gestimmte
Familien, die viele kleine Lichter aufstellen: Indische Filme zeigen
die unterschiedlichsten Feiern in opulenten Bildern. Aber welche Feste
werden eigentlich am häufigsten begangen? Und was bedeuten sie? Das
„Farbpulver“-Fest heißt eigentlich „Holi“ und kann am ehesten mit dem
europäischen Karneval oder einem Frühlingsfest verglichen werden. Zwei
Tage lang herrscht absolute Narrenfreiheit: Das strenge indische
Kastensystem wird zu „Holi“ gelockert. Junge Leute flirten hemmungslos
und Erwachsene drücken beide Augen zu, wenn Kinder Dummheiten machen.
Außerdem darf ein lustiger Brauch zu „Holi“ nicht fehlen: Gegenseitig
bewirft man sich mit farbigem Pulver und bespritzt sich mit Wasser.
Beim
Lichterfest „Diwali“ wird Lakshmi, die Göttin des Reichtums, mit
unzähligen kleinen Lichtern begrüßt. Das fünftägige Fest wird oft mit
Weihnachten oder Neujahr verglichen. An „Diwali“ wird alles feierlich
geschmückt; vor allem die Hauseingänge sollen einladend wirken. Die
fünf Tage sind nach altem Volksglauben besonders ertragreich und die
Aussicht auf Reichtum ist zu diesem Zeitpunkt sehr groß.
Singen die Schauspieler in
den Filmen eigentlich selbst?
Mitreißende
Song-and-Dance-Nummern gehören zu Bollywood-Filmen wie das Salz zur
Suppe. Die Choreographien sind rasant inszeniert, die Lieder auf der
Leinwand gehen dem Zuschauer auch nach dem Film nicht mehr aus dem
Kopf. Superstars wie Shah Rukh Khan müssen wahre Allround-Talente sein,
wenn sie so gut schauspielern, tanzen und singen können. Aber singen
Bollywood-Stars eigentlich selbst?
Die Antwort ist
nein, die meisten Filmsongs werden von anderen Sängern aufgenommen.
„King Khan“, Rani Mukherji, Preity Zinta und Co. – sie alle bewegen
meistens nur ihre Lippen, wenn eine Song-and-Dance-Nummer abgedreht
wird. In wenigen Fällen nehmen Schauspieler das Mikro selbst
in die Hand. Amitabh Bachchan beispielsweise lieh in dem
Mega-Blockbuster „In guten wie in schweren Tagen“ dem Song „Say Shava
Shava“ seine beeindruckende Stimme. Doch auch die meistens eingesetzten
Background-Barden der größten Kinoerfolge des Subkontinents sind in
Indien alles andere als im Hintergrund.
Einige von
ihnen sind zu regelrechten Legenden geworden: Die Grande Dame der
indischen Filmsängerinnen, die fast achtzigjährige Lata Mangeshkar, hat
in ihrer Karriere insgesamt 50.000 Titel aufgenommen, was ihr einen
Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde einbrachte.
Warum bemalen sich
manche Frauen die Füße?
Traditionell
gekleidete indische Frauen tragen gerne viel Schmuck. Aber nicht nur
Juwelen, sondern auch auf die Haut aufgetragene, kunstvolle
Verzierungen sind in Indien ein modisches Muss. Und da in jeder Kultur
Bräute besonders hübsch aussehen, bemalen sie sich in manchen Regionen
des Subkontinents die Hände mit der hierzulande auch nicht unbekannten
Hennafarbe.
Aber, warum verzieren sich
Darstellerinnen in Bollywood-Filmen manchmal auch die Füße? Und warum
sieht man sie manchmal mit frischer Farbe an den Füßen über den
Fußboden laufen, wo sie Spuren hinterlässt?
Des
Rätsels Lösung ist letztlich relativ einfach: Bei der Fußbemalung
handelt es sich um einen bengalischen Hochzeitsbrauch. Wenn eine gerade
Vermählte das Haus ihres Bräutigams zum ersten Mal betritt, wird je
nach Region und Familientradition von einer älteren Verwandten des
Bräutigams rote Farbe oder Mehl bereitgestellt. Die Braut läuft
entweder über die rote Farbe oder das Mehl in das Haus hinein und
hinterlässt dabei Fußspuren. Dieses Ritual steht symbolisch für den
Einzug der Göttin Lakshmi in das Haus des frisch verheirateten Paares.
Lakshmi ist im Hinduismus unter anderem für Reichtum, geistiges
Wohlbefinden und Harmonie zuständig. Und das kann jeder gut gebrauchen,
oder?
Indische Filme haben immer ein
Happy-End
Und deutsche Komödien sind
nicht lustig. Beide Vorurteile stimmen natürlich nicht: In „Devdas“
beispielsweise, einer Liebesgeschichte, die „Romeo und Julia“ in nichts
nachsteht, stirbt der Held einen tragischen Tod und hinterlässt seine
Geliebte. Viele Inder, gerade in den ländlichen Regionen, gehen
allerdings ins Kino, um ihren täglichen Überlebenskampf zu vergessen.
Klar, dass bei einem solchen Publikum kopflastige Sozialdramen nicht
allzu hoch in Kurs stehen
In indischen
Filmen wird immer gesungen und getanzt
Auch
das stimmt nicht ganz: Allerdings wird ein Film umso eher ein
Kassenschlager, wenn die Songs, die übrigens auch separat ausgekoppelt
werden, gut beim Publikum ankommen. Das indische MTV zeigt keine eigens
produzierten Musikvideos, sondern spielt die Gesangs- und Tanzszenen
aus den Filmen ab.
Ein populäres Spiel in Indien
geht so: In einer Gruppe beginnt jemand, einen Filmsong vorzusingen.
Die Herausforderung besteht darin, so schnell wie möglich ein weiteres
Lied aus einem Film zu finden, dessen Refrain mit dem letzten Wort des
vorangegangenen Songs beginnt. Dieses Spiel hat es sogar schon ins
indische Fernsehen geschafft. Wenn also auf einem Markt Filmsongs so
stark nachgefragt werden, kommen die Produzenten den Wünschen ihres
Publikums natürlich nach.
Indische
Filme sind lang
Kein Vorurteil, sondern
Realität. „Lagaan – Es war einmal in Indien“ beispielsweise bringt es
auf stolze drei Stunden und knapp 45 Minuten; auch für indische
Verhältnisse ist das sagenhaft lang. Grob gesagt haben gerade die
neueren Produktionen eine durchschnittliche Laufzeit von ungefähr drei
Stunden. Sehr viel mehr Sitzfleisch als für den zwei Stunden und 49
Minuten langen „Fluch der Karibik 3“ braucht man also auch nicht
Indische
Filme sind nur etwas für FrauenWenn
das stimmt, mögen manche Frauen Kriegsdramen wie „Lakshya“,
Historienfilme über Befreiungskämpfer und deren Männerfreundschaften
wie „The Rising – Aufstand der Helden“ oder von Hongkong-Filmen
inspirierte Gangster-Action wie den auf DVD erschienenen „Don“. Dies
alles sind zwar indische Filme. Doch ihre Plots entsprechen nicht im
Geringsten dem gängigen Romantik-Klischee, das mit den so genannten
Frauen-Filmen in Verbindung gebracht wird
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